Oskar Schindler – Der Retter der Juden

Oskar Schindler: Der Retter der Juden

Oskar Schindler (1908–1974) war ein deutscher Industrieller und Unternehmer, der während des Zweiten Weltkriegs über 1.200 jüdische Menschen vor dem Holocaust rettete. Er tat dies, indem er sie in seinen Fabriken beschäftigte und so vor der Deportation in die Vernichtungslager bewahrte. Schindlers Geschichte ist heute weltweit bekannt, vor allem dank des 1993 erschienenen Films Schindlers Liste von Steven Spielberg, der auf dem Roman Schindler’s Ark von Thomas Keneally basiert. Aber wer war Oskar Schindler wirklich, und was trieb ihn an, das Risiko einzugehen, um so viele Leben zu retten?

Frühes Leben und Karriere

Oskar Schindler wurde am 28. April 1908 in Zwittau (Svitavy), einer damals zu Österreich-Ungarn gehörenden Stadt im heutigen Tschechien, geboren. Er wuchs in einer wohlhabenden katholischen Familie auf, hatte jedoch eine schwierige Kindheit. Seine Eltern ließen sich scheiden, als er ein Teenager war, und die familiären Spannungen belasteten ihn sehr.

Schindler war als junger Mann kein außergewöhnlicher Mensch. Er verfolgte zahlreiche berufliche Wege, darunter Technik, Landwirtschaft und Handel, und genoss ein Leben, das von Wohlstand, Alkohol und Luxus geprägt war. Er trat 1935 in die sudetendeutsche Heimatfront ein, eine nationalistische Organisation, die später mit der NSDAP fusionierte, und wurde auch Mitglied der NSDAP selbst. Dieses politische Engagement sicherte ihm berufliche Vorteile, doch später wurde klar, dass er seine Zugehörigkeit zur Partei und deren Netzwerke nutzte, um sein letztliches Ziel zu erreichen: das Leben von Juden zu retten.

Oskar Schindler während des Zweiten Weltkriegs

Mit dem Einmarsch der Deutschen in Polen 1939 sah Schindler eine Gelegenheit, vom Krieg zu profitieren. Er zog nach Krakau und übernahm eine Emaillewarenfabrik (Emalia), die er bald auf Rüstungsproduktion umstellte, um Verträge mit der Wehrmacht zu sichern. In dieser Fabrik beschäftigte er bald Hunderte von Juden, die zu dieser Zeit in Krakauer Ghettos lebten. Zu Beginn war Schindler primär an wirtschaftlichen Gewinnen interessiert, doch im Laufe der Zeit entwickelte er eine tiefe Bindung zu den jüdischen Arbeitern, die er als seine Schützlinge betrachtete.

Die Schindlerjuden

Als das Krakauer Ghetto 1943 von den Deutschen liquidiert wurde, war das Schicksal der Juden in Schindlers Fabrik in Gefahr. Viele von ihnen wurden in das Konzentrationslager Plaszow unter der Leitung des grausamen Lagerkommandanten Amon Göth deportiert. Schindler, der zu diesem Zeitpunkt bereits tiefe Sympathie für seine jüdischen Arbeiter entwickelt hatte, nutzte seine Verbindungen und sein Vermögen, um Göth zu bestechen und die Juden zurück in seine Fabrik zu holen.

Schindler verwandelte seine Fabrik in ein „Arbeitslager“ und setzte alles daran, sie vor der SS und der Gestapo zu schützen. Seine Liste, bekannt als „Schindlers Liste“, wurde zu einem Symbol für Leben inmitten von Tod und Zerstörung. Auf dieser Liste standen die Namen von über 1.200 Juden, die unter seinem Schutz standen. Indem er vorgab, ihre Arbeit sei für die Kriegsanstrengungen unersetzlich, bewahrte er sie vor der Deportation in die Vernichtungslager.

Die Verlagerung der Fabrik nach Brünnlitz

Als die Rote Armee näher rückte und das Schicksal der Juden in Krakau erneut unsicher wurde, verlegte Schindler seine Fabrik 1944 nach Brünnlitz (Brněnec), in die Nähe seiner Heimatstadt Zwittau. Er erklärte, dass er dort eine neue Produktionseinheit errichten würde, um Kriegsmunition herzustellen. In Wirklichkeit sabotierte er die Produktion, sodass fast keine brauchbare Munition hergestellt wurde.

Während dieser Zeit setzten Schindler und seine Frau Emilie ihr Leben aufs Spiel, um die Menschen in der Brünnlitzer Fabrik zu versorgen. Trotz schlechter Versorgungslage und knapper Ressourcen kauften sie Lebensmittel auf dem Schwarzmarkt und hielten die Arbeiter am Leben. Schindlers heldenhafte Bemühungen führten dazu, dass keiner der Arbeiter aus Brünnlitz in ein Vernichtungslager deportiert wurde. Viele dieser Arbeiter erinnern sich später an Schindler als einen Mann mit enormem Mut und Herz, der alles tat, um sie zu retten.

Die Nachkriegszeit und Schindlers spätes Leben

Nach dem Krieg geriet Schindler in finanzielle Schwierigkeiten. Viele seiner Unternehmungen scheiterten, und er versuchte mehrmals, neue Geschäfte zu starten, darunter eine Geflügelfarm in Argentinien. Letztlich blieb ihm der große wirtschaftliche Erfolg, den er sich nach dem Krieg erhofft hatte, jedoch verwehrt.

In den 1950er Jahren kehrte er nach Deutschland zurück und lebte bis zu seinem Tod am 9. Oktober 1974 in relativer Armut. Trotz seiner finanziellen Probleme wurde er von den Juden, die er gerettet hatte, immer als Held verehrt. 1963 wurde er von Yad Vashem, der israelischen Holocaust-Gedenkstätte, als „Gerechter unter den Völkern“ anerkannt – eine Ehrung, die Menschen verliehen wird, die unter persönlichem Risiko jüdische Leben während des Holocausts retteten.

Schindler wurde auf seinen eigenen Wunsch hin auf dem römisch-katholischen Friedhof auf dem Berg Zion in Jerusalem beigesetzt – die einzige Persönlichkeit, die dort bestattet wurde, obwohl sie kein Jude war.

Schindlers Erbe

Oskar Schindlers Geschichte hat durch die Verfilmung von Schindlers Liste einen bleibenden Eindruck in der Erinnerung an den Holocaust hinterlassen. Doch Schindlers Erbe ist nicht nur ein filmisches Phänomen. Viele der Juden, die er rettete, gründeten später Familien, und ihre Nachkommen zählen heute zu den Zehntausenden.

Schindler selbst blieb bis zu seinem Tod ein komplizierter und widersprüchlicher Charakter. Er war ein Mann, der sich durch seine Verbindungen zur NSDAP und zu hochrangigen Nazi-Beamten Vorteile verschaffte, gleichzeitig aber alles riskierte, um Leben zu retten. Er war ein Lebemann, der Reichtum und Status genoss, jedoch im entscheidenden Moment sein Vermögen und seine Position nutzte, um einem höheren moralischen Ruf zu folgen.

Wichtige Fakten über Oskar Schindler:

  • Geboren: 28. April 1908 in Zwittau, Österreich-Ungarn (heute Tschechien)
  • Gestorben: 9. Oktober 1974 in Hildesheim, Deutschland
  • Rettung von Juden: Über 1.200 jüdische Menschen vor der Deportation und dem Tod gerettet
  • Bekannt durch: Den Film Schindlers Liste (1993) von Steven Spielberg
  • Ehrung: Anerkennung als „Gerechter unter den Völkern“ durch Yad Vashem (1963)
  • Grabstätte: Jerusalem, Israel

Fazit

Oskar Schindlers Leben steht für die tiefgreifende Fähigkeit des Einzelnen, in Zeiten des Terrors und der Barbarei auf der Seite der Menschlichkeit zu stehen. Trotz seiner Mängel und Schwächen handelte er in einem Moment, in dem Mut und Moral gefragt waren. Seine Geschichte zeigt uns, dass selbst inmitten der dunkelsten Kapitel der Geschichte immer die Möglichkeit besteht, das Richtige zu tun. Schindler mag nicht der perfekte Held gewesen sein, doch genau diese menschliche Unvollkommenheit macht seine Taten umso bemerkenswerter.

Quellen und Referenzen:

  1. Yad Vashem. „Oskar Schindler.“ Zugriff am 8. Oktober 2024. www.yadvashem.org.
  2. Keneally, Thomas. Schindler’s Ark. London: Hodder & Stoughton, 1982.
  3. Crowe, David M. Oskar Schindler: The Untold Account of His Life, Wartime Activities, and the True Story Behind the List. New York: Basic Books, 2004.
  4. „Schindlers Liste.“ Bundeszentrale für politische Bildung. Zugriff am 8. Oktober 2024. www.bpb.de.

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